Hafenstrasse - Modellgebiet für Bezahlbares Wohnen?
Der Bauausschuss der Greifswalder Bürgerschaft lädt zu einer breiten Diskussion ein: "Welche Möglichkeiten haben wir in Greifswald, um Bauen für ein bezahlbares Wohnen zu unterstützen?"
Die Hafenstrasse mit dem künftigen B-Plan 55 ist die letzte große Fläche, die wir in der Stadt so noch entwickeln können.
Die Diskussion in diesem Forum wird auch in einen Workshop am 8. September 2016 einfliessen.
Hafenstrasse als Modellgebiet für Bezahlbares Wohnen in Greifswald » Foren Suche nach Inhalten von BauA_MWoelk
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Thema von BauA_MWoelk im Forum Die Einstiegsbeiträge
Burchard Dreiseitel, Büro für Architektur und Design a+d, benennt in seinem Beitrag einige wichtige Faktoren zur Schaffung von bezahlbarem Wohnraum. Er geht besonders auf die verkehrliche Anbindung und Erschließung des Quartiers ein und stellt die Vorteile einer modularen Bauweise heraus. Eine offene Multifunktionsfläche mit Wasserspielplatz könnte zum Kommunikationsort im Viertel werden.
Der Beitrag gliedert sich in folgende Abschnitte: - städtebauliche Aspekte - Bebauungsdichte und -höhe, - Verkehrsanbindung und innere Erschließung, - modulare Bauweise und Wohneinheiten
Das bestehende Fernwärmenetz nebst Erzeugerstätten und Wärmespeicher bietet ideale Voraussetzungen zur Integration zukünftiger Technologien, bspw. Power-to-Heat (P2H). Insbesondere der Wärmespeicher bietet erhebliches Potenzial zum Ausgleich von dargebotsabhängigen Stromspitzen durch Erneuerbare Energien, da diese anstatt abgeschaltet/abgeregelt über die Umwandlung in „grüne“ Wärme mittels P2H sinnvoll verwendet werden können.
Diesbezüglich lässt der gerade verabschiedete Kabinettsbeschluss zur Novellierung des EEG hoffen, zukünftig Betreibern von P2H durch die Erweiterung des §13 des Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG) entgegen zu kommen, sodass sich der Anlagenbetrieb von Elektro-/Elektrodenheizkesseln wirtschaftlicher gestalten soll. Folglich würde sich der Einsatz „grüner“ Wärme, unter der Voraussetzung der Anrechenbarkeit, positiv auf den Primärenergiefaktor im Fernwärmenetz und somit auch positiv im Sinne der Energieeinsparverordnung (EnEV) auswirken. Für diese Zukunftslösung spricht eindeutig die bereits vorhandene Erzeugungs- u. Fernwärmestruktur mit den Wärmespeichermöglichkeiten.
...in diesem Zusammenhang [ist] die Politik gefragt, Anreize für den Einsatz erneuerbarer Primärenergieträger, bspw. Bioerdgas, zu schaffen. Dessen Einsatz wäre unter heutigen Marktgegebenheiten betriebswirtschaftlich jedoch nicht vertretbar, weil dieser Preis den Preis konventionellen Erdgases um ein Vielfaches übersteigt bzw. keine oder nur unzureichende Förderung gemäß des Erneuerbaren-Energie-Gesetzes (EEG) 2014 zu erwarten wäre.
Um den gestiegenen Anforderungen der Energieeinsparverordnung (EnEV) 2016 bzgl. des Primärenergiefaktors (PEF) gerecht zu werden, sollten erforderlichenfalls weitere effiziente Technologien zur Wärmeerzeugung in Betracht gezogen werden.
Eine kurzfristige Verbesserung des PEF lässt sich nur durch Mehrkosten erreichen- entweder durch teurere Anlagen-Technologie bzw. Primärenergiewechsel (Bioerdgas) unter dem Vorbehalt der Anrechenbarkeit oder durch zusätzliche bauphysikalische Maßnahmen an den Gebäuden (Dämmung). Die spezifischen Investitionskosten kleiner dezentraler KWK-Anlagen (Mini-BHKW) liegen zudem gewöhnlich deutlich über denen größerer KWK-Anlagen, wie die Stadtwerke sie im mehrfachen MW-Bereich betreiben.
Entsprechend der Zertifizierung gemäß AGFW-Regelwerk (Der Energieeffizienzverband für Wärme, Kälte und KWK e. V.) beträgt der derzeitige PEF im Fernwärme-Hauptnetz–Altstadt [0,70] und ist auf die Pauschalwertanrechnung aufgrund eines KWK-Wärmeanteils im Fernwärmenetz >70% zurückzuführen. - Grund für diese Bewertung ist neben dem in die Berechnung eingehenden Stromverdrängungsmix Deutschland u.a. auch der zum Einsatz kommende konventionelle Energieträger Erdgas H, welcher aufgrund von Marktgegebenheiten die derzeit preisgünstigste Brennstoffvariante für die Befeuerung der Erzeugungsanlagen darstellt und sich entsprechend in unseren wettbewerbsfähigen Fernwärmepreisen wiederspiegelt. Folglich ist der PEF neben der verwendeten Technologie auch vom verwendeten Primärenergieträger abhängig. - Aufbauend auf der historischen Entwicklung der Wärmeversorgung im Stadtgebiet konnte sich seit Mitte der 1990er Jahre mit der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) eine der effizientesten Technologien überhaupt zur gleichzeitigen Erzeugung von elektrischer Energie und Wärme etablieren. Mit Gesamtnutzungsgraden bis zu 86% leistet die KWK zudem einen erheblichen ökologischen Beitrag und trägt damit zu einem beachtlichen Teil zur Erreichung der Klimaschutzziele des Klimaschutzbündnisses Greifswald bei.
Durch die geplante Modernisierung des BHKW-Kapaunenstraße im Jahr 2017 (Fernwärmenetz-Altstadt) erfolgt eine weitere Dekarbonisierung infolge effizienzsteigernder Maßnahmen der zukünftigen Anlagentechnologie.
[…] das zukünftige Wohngebiet im B-Plan 55 [wird] durch das bereits bestehende Fernwärmenetz tangiert, so dass auf die bereits vorhandene hocheffiziente KWK-Technologie zurückgegriffen werden kann. Ein zusätzlicher Anschlusswert steigert zudem den Auslastungsgrad der bestehenden KWK-Anlagen. Dies wiederum führt zu weiteren CO2-Einsparungen in der Erzeugung und wirkt sich somit positiv auf den Klimabeitrag aus.
Die spezifischen Investitionskosten kleiner dezentraler KWK-Anlagen (Mini-BHKW) liegen […] gewöhnlich deutlich über denen größerer KWK-Anlagen, wie die Stadtwerke sie im mehrfachen MW-Bereich betreiben.
Die UHGW sollte sich im Fall einer dezentralen Variante zudem über die Konsequenzen bzw. Strahleffekte auf mögliche andere zukünftige B-Plan-Gebiete in der Stadt bewusst sein. Mit dem vorhandenen Fernwärmenetz in Greifswald verfügt die UHGW über ein erhebliches Kundenbindungsinstrument, welches der Stadt einerseits wichtige Einnahmen sichert. Anderseits verfügt es mit der vorhandenen Struktur über erhebliche Potenziale, um zum Gelingen der energiepolitischen Ziele beizutragen bzw. zukünftige Technologien zu integrieren. „Möchte man dies auf’s Spiel setzen?“
Semi-zentraler Ansatz: Ergänzung der Fernwärmeversorgung durch Solarthermie Sofern ergänzende auf die vorhandene Energieversorgungsstruktur aufbauende Technologien, bspw. in Form solarthermischer Anlagen, in Betracht gezogen werden sollen, ist mit steigenden Investitionen zu rechnen, welche wiederum den Gedanken des „bezahlbaren Wohnens“ konterkarieren.
Für den Fall eines versorgungstechnischen Konstruktes aus Solarthermie und Fernwärme, sichert Fernwärme die Grundversorgung, die Solarthermie würde unterstützend für die Warmwasserbereitung wirken. Hierfür bietet sich aufgrund der örtlichen Nähe die Anbindung an das Fernwärmenetz der UHGW an.
Das Fernwärmenetz im gesamten Stadtgebiet erstreckt sich mittlerweile über eine Länge von ca. 85 km und ermöglicht damit grundsätzlich nahezu die komplette Erschließung aller Wohngebiete innerhalb der UHGW. So wird auch das zukünftige Wohngebiet im B-Plan 55 durch das bereits bestehende Fernwärmenetz tangiert, so dass auf die bereits vorhandene hocheffiziente KWK-Technologie zurückgegriffen werden kann.
Die unmittelbar bevorstehende Notifizierung des neuen KWK-Gesetzes durch die EU-Kommission, welches in Deutschland bereits zum 01.01.2016 in Kraft getreten ist, zeigt, dass die Bundesregierung für die Erreichung ihrer energiepolitischen Ziele eindeutig auch auf die KWK und Fernwärme setzt. Folglich sollte nicht versucht werden, durch kleinteilige dezentrale Versorgungslösungen langjährig bewerte Konzepte zu unterwandern.
Der aktuellste Branchenvergleich zur Fernwärmepreisübersicht vom April 2016 bestätigt: die Fernwärme Greifswald liegt mit einem Mischpreis von 67,43 €/MWh sowohl unter dem bundesweiten Durchschnitt (73,77 €/MWh) als auch deutlich unter dem Vergleichswert der neuen Bundesländer (80,23 €/MWh). Hier erreicht die Greifswalder Fernwärme unter den 51 teilnehmenden Versorgungsunternehmen Platz 5, in MV unter 9 Teilnehmern Position 2.
- Effiziente und kleinere Wohnungsgrundrisse mit geringerem Flächenverbrauch pro Person.
- Intelligente und flächenoptimierte Planung der Wohnungsgrundrisse mit Neudefinition der Räume Küche - Wohnzimmer - Schlafen - Bad durch Doppelnutzung und Flächenverzahnung.
[Es] sind rationelle Bauweisen, ggf. auch Holzständerbauten, zu erwägen, heute brandschutztechnisch zugelassen. Auch Laubenganghäuser sind ein gutes Mittel rationellen mietgünstigen Bauens.
- Minimierung der Verkehrsflächen, Erschließungsflächen und Aufzüge durch Vielspänner (vier Wohnungen und mehr pro Treppenhaus). - Nebenfunktionen wie Stellplätze, Keller- und Gemeinschaftsräume sind weitestgehend zu reduzieren, da diese Flächen über die Miete subventioniert werden müssen. - Optimierung von Sanitärräumen und durchgehende Versorgungsstränge. - Weniger technische Gebäudeausrüstung durch quartiersbezogene Bilanzierung bei der Energieeinsparverordnung. [zitiert aus: Drebing]
- Unterkellerung ist zu vermeiden, max. ein halbes Geschoss unter Gelände ist denkbar für Nebenräume und offenes Parken unter den Häusern. [zitiert aus: Marsiske]
Kompakte Bauvolumen und wirtschaftliche Planungsparameter wie: Nutzfläche zu Bruttogeschossfläche / Bruttorauminhalt zu Nutzfläche / Fassadenfläche zu Nutzfläche.
Thema von BauA_MWoelk im Forum Die Einstiegsbeiträge
Über die Bedeutung der Kreativ- und Kulturwirtschaft für die Stadt wird seit geraumer Zeit auch in den städtischen Gremien diskutiert. Bis zum Frühjahr 2017 soll ein "Kulturwirtschaftsbericht" erstellt werden. Zur Frage, wie die Ansiedlung von Gewerbe und Dienstleistungen aus dem Bereich der Kultur- und Kreativwirtschaft gefördert werden kann, nimmt die Leiterin des Greifswalder Kulturamtes unter folgenden Aspekten Stellung:
1. Kurzauflistung von Trägern der Kreativbranche in Greifswald 2. Einschätzung zum künftigen Raumbedarf im Gebiet Hafenstrasse 3. Fragekatalog seitens des Kulturamtes - Macht die Ansiedlung einer Kreativwirtschaft dort wirklich Sinn?
Thema von BauA_MWoelk im Forum Die Einstiegsbeiträge
Die WVG - Wohnungsbau- und -verwaltungsgesellschaft mbH Greifswald geht in ihrem Einstiegspapier auf die Frage ein, welche Folgewirkungen die Wohnbebaung im neuen Quartier auf den zur Verfügung stehenden, bezahlbaren Wohnraum in anderen Stadtteilen hat. Ergänzt wird die Analyse um einen Vorschlag zur Gliederung des neuen Wohnquartiers in drei (Miet-)Kategorien.
1. Mietfindung bei Wohnungsneubauten 2. Definition "Bezahlbarer Wohnraum" 3. Definition "Sozialer Wohnraum" 4. Folgewirkungen zum Bezahlbaren Wohnraum in Greifswald 5. Vorschlag zur Gliederung des neuen Wohnquartiers
Thema von BauA_MWoelk im Forum Die Einstiegsbeiträge
Der Architekt Axel Drebing geht in seinem Beitrag auf verschiedene Gestaltungsmöglichkeiten zur Einsparung von Baukosten in dem Gebiet ein. In diesem Zusammenhang setzt er sich auch mit Optionen zur Grundstücksvergabe und zur Qualitätssicherung auseinander. Sein Beitrag schließt mit einer Einschätzung zum Wohnen am Wasser. Dazu liegen zwei Skizzen vor.
1. Kostengünstiger Erwerb von Baugrund 2. Effiziente Planung von überbauten Grundstücksflächen, Bauvolumen und Fassaden 3. Nachhaltigkeit und Innovation (Vergabe, Qualität) 4. Wohnen am Wasser versus "Bezahlbares Wohnen"
Ansätze zur quartiersweisen Versorgung mit elektrischer Energie mittels Photovoltaik-Anlagen erhalten ebenfalls unsere Unterstützung. Hauseigentümern sowie Gewerbetreibenden wird durch eine neue Kooperation der Stadtwerke Greifswald seit Frühjahr 2016 die Möglichkeit geboten, PV-Anlagen zu kaufen bzw. zu pachten. Über das Solarportal auf der Internetseite der Stadtwerke können Interessierte ihr Potential überprüfen sowie den Planungsprozess selbst durchführen, bevor die Montage über lokale Handwerkspartner realisiert wird.
Die somit zum Verbrauchsort verlagerte Stromerzeugung entspricht der dezentralen Ausrichtung der sich derzeitig in der Umsetzung befindlichen „Stromwende“. Denkbare Modelle zur Eigenstromproduktion der Mieter sowie die bereits häufig diskutierte Sektorenkopplung zum Verkehrsbereich in Form der Elektromobilität starteten als Pilotprojekte, finden in der Praxis zunehmend mehr Anerkennung und bilden perspektivisch ein bedeutendes Rückgrat der Energiewende.
Thema von BauA_MWoelk im Forum Die Einstiegsbeiträge
Zu den möglichen Optionen der Energieversorgung im zukünftigen Wohngebiet haben die Stadtwerke Greifswald ein Thesenpapier erstellt. Dabei nehmen sie zu den verschiedenen Möglichkeiten der Wärmeversorgung in dem Gebiet Stellung und bewerten diese hinsichtlich Klimaschutz und Kosten. Zudem wird die Möglichkeit zur Eigenstromgewinnung und -versorgung mittels Photovoltaik-Anlagen vorgestellt.
Die folgenden Punkte sollen Grundlage der Diskussion in diesem Forum sein: - zentrale Versorgung mittels Fernwärme - semi-zentrale Lösungen, z.B. Integration von Solarthermie - dezentrale Lösungen, z.B. Mini-BHKW - Option Klimaschutz: Verbesserung des Primärenergiefaktors (PEF) der Fernwärme - Eigenstromgewinnung mittels Photovoltaik (PV-Anlagen)